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Beitrag vom 01.03.2006
Abpfiff - Schluss mit Zwangsprostitution
AVIVA-Redaktion
Der Deutsche Frauenrat hat zusammen mit VertreterInnen von Netzwerkpartner-Organisationen am 07.03.2006 offiziell die Kampagne gegen Zwangsprostitution während der Fußball-WM gestartet.
Die Kampagne "Abpfiff - Schluss mit Zwangsprostitution" will die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 als Bühne nutzen, um mit zahlreichen Aktionen vor und während der Spiele die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema "Menschenhandel zum Zwecke sexueller Ausbeutung" zu lenken. Gleichzeitig sollen die politisch Verantwortlichen zu mehr Engagement gegen diese schwere Form der Menschenrechtsverletzung aufgefordert werden.
Die zentralen Forderungen der Kampagne:
wirksamere Maßnahmen zur Verhinderung und Verfolgung von Menschenhandel und Zwangsprostitution in nationaler und internationaler Zusammenarbeitgrößerer Opfer Die Gewährleistung des gesicherten Aufenthaltsstatus für Opfer in Deutschland.Schirmherren sind Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, und Dr. Theo Zwanziger, Geschäftsführender Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
"Zwangsprostitution ist ein schändlicher, krimineller Akt, der Menschen verachtend ist. Deshalb sollte im Kampf gegen die Zwangsprostitution alle dem Rechtsstaat zur Verfügungen stehenden Mittel ausgeschöpft und die Täter konsequent ermittelt werden, damit sie zur Rechenschaft gezogen werden können. Bedauerlicherweise leisten Großereignisse, wie auch die Fußball-WM, diesem schändlichen Treiben entsprechenden Vorschub, so dass alle Verantwortlichen in der Gesellschaft sich verpflichtet fühlen müssen, die Arbeit der Sicherheitsorgane durch aufklärende Maßnahmen zu unterstützen," sagte
Dr. Theo Zwanziger. "Das Geschäft mit Frauen boomt. Es findet direkt in unserer Mitte statt - und bis hinein in die so genannten guten Kreise. Es ist daher ein Skandal, dass das Thema in der Öffentlichkeit so wenig Beachtung findet und der Kampf dagegen so hilflos, so erfolglos ist", sagte
Brunhilde Raiser, Vorsitzende des DEUTSCHEN FRAUENRATES. "Nach der WM, so haben wir uns geschworen, muss das Thema deutlich höher auf der gesellschaftlichen und politischen Agenda stehen als bisher", so Brunhilde Raiser.
Uta Ludwig, Vorstandsmitglied des bundesweiten Koordinierungskreises gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e.V. (KOK) berichtete aus der Praxis als Beraterin für Betroffene:
"Die jungen Frauen kommen nach Deutschland, weil das Leben ihnen zu Hause keine Perspektive bietet, weil es von Armut und Entbehrung geprägt ist. Sie verbinden die Hoffnung auf ein besseres Leben. Sie geraten in Situationen, in denen sie gezwungen werden, sexuelle oder strafbare Handlungen vorzunehmen, die sie nicht wollen. Sie werden mitunter vergewaltigt, um sie gefügig zu machen, werden eingesperrt, bis die blauen Flecken nicht mehr sichtbar sind. Sie erleben ein extremes Wechselbad der Gefühle und der Angst. Solange sie 10 Euro pro Tag für ihre Arbeit erhalten, können sie wenigstens etwas nach Hause schicken und denken, dass ist viel Geld, da sie in der Heimat im Monat vielleicht 40 - 100 Euro verdienen. Sie haben keinen Überblick, wie viel ihr Zuhälter durch sie verdient. Unseren Schätzungen zufolge wird durch ein Opfer täglich ein Umsatz von 100 Euro bis 300 Euro erzielt. Dies entspricht in einem Monat bis zu 9.000 Euro Umsatz.""Menschenhandel entwickelt sich weltweit zu einem ähnlich einträglichen Geschäft wie der Drogenhandel. Allein in Europa werden rund eine halbe Million Frauen im Netz organisierter Banden festgehalten und sexuell ausgebeutet. Ein Anstieg des Menschenhandels und der Zwangsprostitution ist im Hinblick auf die Fußball-WM zu erwarten. Der moderne Sklavenmarkt stellt sich auf die Befriedigung der Nachfrage ein. Da in diesem Kriminalitätsbereich fast nur durch Initiative der Ermittler Straftaten aufgedeckt werden, weil sich die Opfer kaum gegen ihre Peiniger wehren können, ist das Dunkelfeld unendlich groß", sagte
Konrad Freiberg, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei.
Heike Rudat, Leiterin des frauenpolitischen Bereichs des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) und Expertin für Menschenhandel, betonte:
"Zwangsprostitution findet nicht nur zur Fußball-WM 2006 statt, sondern entwickelt sich seit Jahren zu einem immer lukrativeren Geschäft mit der wirtschaftlichen Not von Frauen. Die Bundesrepublik und die Innenminister der Länder sind aufgefordert, dem nachhaltig Kapazitäten bei der Strafverfolgung entgegenzusetzen und diese entsprechend personell auszustatten, um den nicht unerheblichen Dunkelfeld entgegenzutreten."Die Generalsekretärin von amnesty international Deutschland, Barbara Lochbihler: "Menschenhandel und Zwangsprostitution verletzen - unter anderem - das Recht auf Freiheit, das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit, das absolute Sklavereiverbot und das Verbot unwürdiger und erniedrigender Behandlung. Staatliche Stellen sind verpflichtet, Zwangsprostitution zu verhindern und potentielle Opfer zu schützen. Da passiert bisher zu wenig. Ein erster Schritt wäre, den Status von Zwangsprostituierten in Deutschland zu verbessern, ihnen medizinische, juristische und finanzielle Unterstützung und einen gesicherten Aufenthaltsstatus zu gewähren."Weitere Informationen im Netz:www.abpfiff-zwangsprostitution.netwww.frauenrat.deWer sich mit ihrer/seiner Unterschrift persönlich engagieren möchte, kann dies unter dem Link zur Online-Unterschriften-Aktion der SPE-Frauen (Frauen der Sozialdemokratischen Partei Europas) gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution tun:
www.pes.org Literatur zum Thema:verkauft, versklavt, zum Sex gezwungen
Das große Geschäft mit der Ware Frau
Lea Ackermann, Inge Bell, Barbara KoelgesKoesel Verlag, Juli 2005
Kartoniert, 176 Seiten
ISBN: 3-466-30691-4
Euro 14,95
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